Biografie

Elvis Presley wurde am 8. Januar 1935 in Tupelo, (US-Bundesstaat Mississippi) geboren, wo seine Eltern Vernon und Gladys Presley, die alles andere als reich waren, ein kleines Holzhaus bewohnten. Sein Zwillingsbruder Jesse wurde tot geboren, wofür Elvis später die Armut der Familie verantwortlich machte.

Vielleicht verwöhnte Gladys Presley, die mit 23 Jahren Mutter wurde, ihren Sohn auch deshalb so, weil sie das andere Baby verloren hatte. Sie war fast zu besorgt und fürsorglich; sie nahm Elvis überall mit hin, was ihm oft sehr peinlich war. Trotz allem hatte er eine relativ normale Kindheit. Er war ein durchschnittlicher Schüler, der allerdings einmal, als Achtjähriger eine Sternstunde erlebte. Nachdem ein Lehrer gehört hatte, wie er "Old Shep" sang, ein sentimentales Lied über den Tod eines Hundes, wurde er für einen Talentwettbewerb von Mississippi gemeldet, der im Rahmen eines Volksfestes stattfand. Elvis gewann den den zweiten Preis - fünf Dollar und so viele Freifahrten auf den Rummel, wie er an diesem Tag verkraften konnte. In den darauffolgenden Jahren gab es keine besonderen musikalische Fortschritte, doch Elvis besuchte regelmäßig die Gottesdienste der Pentecostal Church, wo er den Klang der Gospelmusik in sich aufnahm - und die ausgelassenen tänzerischen Bewegungen der Priester beobachtete, die er später als Ursprung seines berühmten Hüftschwungs bezeichnete.



Als Elvis' Eltern die Ratenzahlungen für ihr bescheidenes Heim nicht mehr aufbringen konnten, zog die Familie notgedrungen bei Vernon Presley's Bruder Vester und dessen Frau Cletis (Gladys' Schwester) ein. Die erste Gitarre, die Elvis spielte, gehörte seinem Onkel Vester, und als er zum Geburtstag ein weniger abgenutztes Instrument bekam, gewann er bald Gefallen daran und lernte, die Lieder aus dem Radio zu begleiten. Am besten gefiel ihm Gospelmusik, aber mit der Zeit lernte er auch Country und Blues, jene von den amerikanischen Farbigen hervorgebrachte Musikrichtung, schätzen. Gladys und Vernon waren gegen "schwarze" Musik, die als sündhaft und schmutzig bezeichneten, was der Meinung vieler weißer Südstaatler zur damaligen Zeit entsprach. Elvis konnte deshalb jene Musik nur heimlich hören.

Der Familie Presley waren musikalische Stilrichtungen zu dieser Zeit herzlich egal; ihre einzige Sorge bestand darin, sich über Wasser zu halten. Das wurde immer schwieriger, da Vernon mittlerweile keinerlei Aussichten auf regelmäßige, bezahlte Arbeit mehr hatte. 1948, als Elvis dreizehn Jahre alt war, beschloss Vernon - wenn auch wiederwillig - mit seiner Familie nach Memphis zu ziehen. Nur wenige Leute wussten davon, und den meisten fiel wahrscheinlich gar nicht auf, dass die Presleys plötzlich nicht mehr da waren. Elvis fühlte sich in seiner neuen Heimat Memphis unwohl. Die erste Unterkunft der Familie war scheußlich: ein einziges Zimmer ohne Kochgelegenheit und ein Bad, das sie mit einigen anderen Familien, denen es ähnlich schlecht ging, teilen mussten. Elvis ging auch nicht gern in die Humes High School, doch das lag wohl vorrangig daran, dass Gladys darauf bestand, ihn jeden Morgen dorthin zu begleiten. Das war natürlich peinlich für den Teenager, doch seine Mutter brachte ihn noch in die Schule, als er schon fünfzehn war. Schließlich gewöhnte er sich aber ein und widmete sich mehr und mehr seinem bis dahin eher passiven Interesse für Musik. Es überraschte Mildred Scrivener, eine Lehrerin an Humes High, dass dieser scheinbare Durchschnittsschüler sich als erstzunehmendes Talent erwies.



Das Leben der Familie verlor langsam an Härte. Sie konnten es sich leisten, eine Dreizimmer-Wohnung zu mieten, nachdem Vernon einen Job in einer Farbenfabrik und Gladys Arbeit in einem Krankenhaus gefunden hatte. Selbst Elvis trug zum Budget bei, indem er gegen Bezahlung Rasen mähte. Dieser Aufschwung war jedoch nur von kurzer Dauer, da Gladys immer wieder gesundheitliche Probleme hatte und ihre Arbeit aufgeben musste. Elvis musste an den Abenden jobben, um die Familienkasse aufzubessern. Dadurch schlief er nicht ausreichend und nickte während des Unterrichts immer wieder ein. Einmal arbeitete er in einem Kino, wurde aber gefeuert, da er sich Filme ansah, anstelle - wie es seine Aufgabe gewesen währe - die Besucher zu ihren Plätzen zu geleiten. Einer der Filmstars, der ihn besonders beeindruckte, war Tony Curtis, dessen Frisur Elvis während seiner letzten Schuljahre in den frühen Fünfzigern trug.

Diese radikale Veränderung seines Äußerlichen führte bei Elvis zu einer regelrechten Besessenheit. Einmal kam es beinahe zu Handgreiflichkeiten, doch sein Freund Red West griff rechzeitig ein und rettete Elvis vor neidischen Klassenkameraden, die drauf und dran waren, ihm seine geliebten Haare abzuschneiden. Elvis erwies West später Dankbarkeit, indem er ihn zu seinem langjährigen Begleiter und Bodyguard machte.

1953 ging Elvis von der Schule ab, um als Lieferwagenfahrer für die Crown Electrical Company zu arbeiten. Das war gewiss kein Traumjob, doch Elvis kam herum und konnte über seine Zukunft nachdenken, die nicht Außergewöhnliches bereitzuhalten schien. Vernon stand den musikalischen Ambitionen seines Sohnes ablehnend gegenüber, da er selbst einige Gitarristen kannte, von denen die wenigsten regelmäßig arbeiteten. Er verlangte eine Entscheidung von Elvis, ob er nun Elektriker oder Gitarrist werden wollte, und fügte hinzu, er habe noch nie einen Gitarristen kannengelernt, der etwas tauge.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1953 begann Elvis Presleys Karriere als Sänger, wenn auch eher zufällig. Er hatte beschlossen, zum Geburtstag seiner Mutter einige Lieder aufzunehmen und ging deshalb zum Memphis Recording Service. Dieser wurde von Sam Phillips betrieben, einen ehemaligen Diskjockey, der Aufnahmen für Privatleute produzierte, so zum Beispiel: Grüße von Soldaten an ihre Familien. Bald waren seine Dienste aber auch bei öffentlichen Veranstaltungen gefragt, was ihn geschäftlich absicherte. Es entstanden Anfang der 50er Jahre im Studio des Memphis Recording Service einige Aufnahmen mit schwarzen Musikern der Stadt.



Die bekanntesten von ihnen waren B.B. King, der heute als Übervater der Bluesgitarre gilt, Soul-Legende Rufus Thomas und Ike Turner. Phillips war auch Chef einer kleinen unabhängigen Plattenfirma, die den Namen Sun Records trug. Der erste Sun-Hit war "Bear Cat" von Rufus Thomas, eine musikalische Erwiderung und Parodie auf "Hound Dog" von Big Mama Thornton. Darin lag eine gewisse Ironie, denn drei Jahre später sollte eben dieser Song in der Interpretation von Elvis elf Wochen lang an der Spitze der US-Charts stehen und elf Millionen Mal verkauft werden.



Vielleicht sind die Ereignisse allein Marion Keisker, Sam Phillips' Sekretärin, zu verdanken. Sie hatte Elvis singen gehört und war so beeindruckt, dass sie Phillips dazu brachte, 1954 einen Song aufnehmen zu lassen, den ihm ein Musikverlag geschickt hatte. Das Ergebnis war alles andere als spektakulär, doch Phillips erkannte Presleys Talent und machte ihn mit zwei Musikern bekannt, dem Gitarristen Winfield Scott "Scotty" Moore und dem Bassisten Bill Black. Damit begann die eigentliche Geschichte von Elvis Presley.

Scotty Moore hatte Elvis noch nie zuvor gesehen und war leicht geschockt vom Aussehen des jungen Sängers, doch genauso wenig wie Bill Black ließ er sich vom ersten Eindruck zu einem vorschnellen Urteil verleiten. Nachdem sie ein paar Stunden lang allseits bekannte Lieder gespielt hatten, konnte sich Moore eine Meinung bilden und ließ Phillips wissen, Elvis könne gut genug singen und es sei alles drin, wenn er nur den richtigen Song aufnahm. Phillips ermunterte den Gitarristen und den Bassisten dazu, weiter mit Elvis zu proben, und im Juli 1954 beschloss er, sie ins Studio zu holen und eine Aufnahme zu versuchen. Sie gingen einige Songs durch, die sie geprobt hatten, doch Phillips war nicht begeistert. Die sentimentalen Country-Songs, die er zu hören bekam, schienen ihm zu brav.

Nach einer Weile machten Elvis und die Musiker eine Kaffeepause, die sich als eine der bedeutendsten Unterbrechungen der Musikgeschichte erweisen sollte. Scotty Moore beschrieb das Ganze später so: "Wir machten eine Pause, und plötzlich fing Elvis an zu singen, herumzuspringen und verrückt zu spielen, und dann griff Bill zu seinem Bass und fing auch an, verrückt zu spielen, und dann fing ich auch an.



Sam hatte die Tür zum Kontrollraum offen stehen, steckte den Kopf heraus und fragte "Was macht ihr denn da?" Wir sagten, wir wüssten es nicht, worauf er meinte "Sucht euch einen Platz, an dem ihr damit noch mal von vorn anfangen könnt". Was Elvis gesungen hatte, war "That's All Right". Presley, Moore und Black spielten es mit mehr Drive als auf der Originalaufnahme, sie rückten den Song weg vom ausgeprägten Blues-Stil hin zu Rhythmen, die typischer für die Country-Musik sind. Damit ergab sich eine aufregende Mischung aus schwarzen und weißen Stilrichtungen. Für Phillips schien es genau das zu sein, was er gegenüber Marion Keisker erwähnt hatte: ein weißer Junge der wie ein richtiger Bluesmann singen konnte. Elvis, Scotty und Bill spielten den Song noch einmal, und diesmal gab Phillips ein Echo hinzu, wodurch der Sound der Aufnahme voller und noch aufregender wurde.

Am folgenden Abend kamen alle wieder im Studio zusammen. Sie spielten "Blue Moon Of Kentucky" vom Bluegrass-König Bill Monroe und gingen diesmal genau umgekehrt vor, indem sie auf Bill Blacks Anraten einen harten, drängenden Rhythmus wählten und das Stück so bluesiger wirken ließen als Monroe in seinem Original. Nachdem es einige Diskjockey in Memphis abgelehnt hatten, den Song zu spielen, obwohl alle beteuerten, wie gut sie ihn fänden - sie fürchteten jedoch, ihren Job zu verlieren, wenn sie so etwas Wildes spielten -, nahm Phillips (der nicht mit ihm verwandt war) auf, der in seinem Radioprogramm "Red Hot and Blue" regelmäßig unkonventionelle Musik vorstellte, die weißen Teenagern gefiel, welche sich nicht um die Hautfarbe eines Sängers kümmerten. Nachdem der Sender WHBQ in Memphis die beiden Aufnahmen gespielt hatte, erhielt Phillips eine Flut von Anrufen mit der Bitte, sie doch einmal zu bringen. Das Phänomen Presley war geboren.

Phillips hatte Scotty Moore empfohlen, zumindest für den Anfang als Elvis' Manager tätig zu sein. In den frühen Tagen brachten die Live- Shows des Trios den Großteil des Geldes ein. Es dauerte gar nicht lange, und Elvis wurde für eine Show verpflichtet, deren Zugnummern die legendären Country-Stars Slim Whitman und Marty Robbins waren. Es war sein erster Auftritt vor einem großen Publikum, und es war ein wichtiger Erfolg, obwohl Elvis von der Reaktion der Zuschauer auf seine ungehemmten Bewegungen überrascht war. Diese Show war ein Triumph, doch ein Auftritt in der Grand Ole Opry, einer Live- Radioshow in Nashville drei Monate später, schien weniger erfolgreich. Da das Trio auf der Platte wie eine große Gruppe klang, waren alle total erstaunt, als nur drei Musiker ankamen. Doch trotz der unterkühlten Aufnahme durch die eher konservativen Zuhörer der Opry bekamen sie nach der Show ein Angebot für ein ähnliches Radioprogramm, das in Shreveport ausgestrahlte Louisiana Hayride. Nachdem man Elvis dort einen enthusiastischen Empfang bereitet hatte, nahm ihn der Sender für regelmäßige Auftritte in der Show unter Vertrag.





Einen Monat nach seinem ersten Hayride-Auftritt gab Elvis, der bis dahin weiter für Crown Electric gearbeitet hatte, seinen Tagesjob auf. Seine Kollegen taten taten es ihm gleich. Zur Vervollkommnung des Sounds wurde der Drummer D.J. Fontana engagiert, der jedoch auf ihrer ersten Single des Jahres 1955, "Milkcow Blues Boogie / You're A Heartbreaker", noch nicht mitspielte.



Bald nach Erscheinen dieser Platte gab Scotty Moore den Managerposten dankbar an Bob Neal ab, einen Diskjockey, der auch einen Plattenladen in Memphis hatte. Die Zusammenarbeit mit Neal ließ zwar Presleys musikalischen Stil unberührt, doch die erste in dieser Ära produzierte Single, "Baby Let's Play House / I'm Left, You're Right, She's Gone", hatte immerhin erstmals landesweit Erfolg. Die Platte erreichte im Sommer 1955 die Top Five der amerikanischen Charts, was den professionellen Manager "Colonel" Tom Parker aufmerksam werden ließ, der bereits Eddy Arnold, einen bekannten Country Sänger, managte.



Parker hatte Neal bei der Organisation eines Live-Konzerts von Elvis in Mexiko geholfen und entwickelte schnell Interesse an dem jungen Sänger, als dessen Name in den Hitlisten auftauchte. Parker spürte das große Potential des jungen Rebellen und überredete Neal, ihm den Managervertrag abzutreten. Danach plante er Elvis' Aufstieg zur größten Berühmtheit der populären Musik.

Als Parker als Manager einstieg, erschien grade die fünfte Presley-Single mit den Stücken "I Forgot To Remember To Forget" und "Mystery Train". Parker erkannte seine Chance: wenn er ein großes Label für Elvis interessieren könnte, würden alle eine Menge Geld verdienen. Zunächst musste er Sam Phillips überreden, seinen Plattenvertrag aufzugeben. Da seine Firma den ersten Nummer-Eins-Hit produziert hatte, wollte Phillips Elvis natürlich nach Möglichkeit halten, doch der Vertrag, den Parker mit RCA Records ausgehandelt hatte, bot Phillips 35.000 Dollar (eine bis dato für einen Künstler am Beginn seiner Laufbahn noch nie gezahlte Summe) als Gegenleistung für Elvis' Plattenvertrag und alle Aufnahmen, die er für Sun gemacht hatte. Sicher hätte Phillips 35 Millionen Dollar verdienen können, wenn er weiter mit Presley gearbeitet hätte, doch ihm fehlten natürlich die Promotion-Mittel, die RCA aufbringen konnte.

Ende 1955 unterschrieb Elvis den Vertrag mit RCA Records, wo alle Aufnahmen bis zu seinem Lebensende entstanden. 1956 mehrte er sein Ruhm und sein Vermögen beträchtlich, dieses erste Jahr als Rock'n'Roll-Star brachte ihm Dutzende Hits und Millionen verkaufter Schallplatten, darüber hinaus tourte Elvis kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten. Doch immer, wenn einmal ein paar Tage ohne Plattenaufnahmen, Promotion-Aktivitäten oder Konzerte anstanden, kehrte er zurück nach Memphis. Bei einem dieser Besuche zu Hause, im Dezember 1956, machte er eine Stippvisite in den Sun-Studios, wo Jerry Lee Lewis und Johnny Cash gerade bei einer Aufnahme-Session von Carl Perkins mitspielten. Es dauerte gar nicht lange und eine Jam-Session war in vollem Gange.



Über eine Stunde lang sangen und spielten die vier Musiker, vor allem Gospelsongs. Sam Phillips erkannte sehr schnell, dass dies ein weiteres historisches Ereignis war und begann es aufzunehmen. Ein Reporter, der eine Tipp bekommen hatte und in den Studios auftauchte, äußerte, dieses Quartett könnte eine Million einspielen, und von da an waren die Vier als das Millionen Dollar Quartett bekannt. Leider konnte Sam Phillips die an diesem Tag produzierten Aufnahmen nicht veröffentlichen, da er Elvis gerade ein Jahr zuvor mit Haut und Haar an RCA verkauft hatte. Als die Stücke des Million Dollar Quartett im Jahre 1980 schließlich erschienen, stellte sich schnell heraus, dass sie von wesentlich größerem historischen als musikalischen Wert waren.

Wenn Elvis im Jahr 1955 mit Sun innerhalb kürzester Zeit von der unbekannten Größe zur lokalen Berühmtheit aufstieg, so schaffte er es 1956 mit RCA zu Weltruhm. Mit Chet Atkins in einer Doppelfunktion als Produzent und zweiter Gitarrist machte Elvis, Scotty, Bill, D.J. und der Pianist Floyd Cramer ihre ersten Aufnahmen im RCA-Studio von Nashville. Bei der zweitägigen Session, die unmittelbar nach Elvis' einundzwanzigsten Geburtstag stattfand, wurden fünf Titel fertiggestellt, von denen "Heartbreak Hotel" der mit Abstand wichtigste war. Er war Elvis' erster Pop-Hit, seine erste Nummer Eins in den USA (und das gleich acht Wochen lang) sowie sein erster Hit in Großbritannien, wo der Song unter den Top Three landete. Der Titel, der nach wie vor als einer der bedeutendsten der Rock'n'Roll Geschichte gilt, beruht auf einem Bericht über einen Selbstmord-Abschiedsbrief - wahrlich nicht das heiterste Thema.



Als er nach den Aufnahmen wieder auf Tour ging, entfachten seine Live-Auftritte eine solche Hysterie, dass er oft auch Psychisch in Bedrängnis kam, zum Glück geschah jedoch nie etwas Ernsthaftes. Der nächste Meilenstein war ein Fernsehauftritt in New York Ende Januar, wo Elvis, Scotty, Bill und D.J. in der landesweit ausgestrahlten Jacky Gleason Stage Show zu Gast waren. Die Einschaltquoten der Show waren stark zurückgegangen, und von Elvis' Auftritt erhoffte man sich eine Wiederbelebung des Programms, dessen Jack Philbin Elvis mit den Worten "Dieser Junge ist der Gitarre spielende Marlon Brando" charakterisierte. Diese Einschätzung stimmte haargenau. Elvis' erster großer Fernsehauftritt rief eine noch nie da gewesene Reaktion hervor: noch nie zuvor war in einer Familienunterhaltungssendung etwas derartiges zu sehen gewesen, und es gab genauso viele Beschwerden über seine Hüftschwung wie Komplimente. Selbst prominente Persönlichkeiten fühlten sich zur Stellungnahme herausgefordert, und die Medien ließen Leute wie Billy Graham ausführlich zu Wort kommen, der mit den Worten "Elvis ist nicht der Typ, den ich mir als Umgang für meine Kinder wünsche" zitiert wurde. Colonel Parker konnte sich wohl keine bessere Werbung wünschen als die Beschimpfungen durch den weltbekannten Prediger, der damit Presleys Ruf als Anti- Establishment-Ikone förderte.

Kurz nachdem "Heartbreak Hotel" Nummer Eins geworden war, wurde Hollywood in Gestalt des renommierten Filmproduzenten Hal Wallis aufmerksam. Gleichzeitig bekam Elvis auch weitere Angebote für bekannte Fernsehshows, so dass Parker die Gage für einen Live-Auftritt bald auf 10.000 Dollar hochschrauben konnte und trotzdem noch genügend Abnehmer fand.



Anfang März ging Elvis nach Hollywood, um Probeaufnahmen zu machen. Diese wurden ein voller Erfolg, und er unterschrieb bei Paramound einen Vertrag über drei Filme in den folgenden sieben Jahren.

Ende März wurde Elvis' erste LP veröffentlicht, die einfach Elvis Presley hieß.



Anfang Mai hatte sie die Spitzenposition der amerikanischen LP-Charts erobert, die sie zehn Wochen lang hielt. Auf der Platte waren einige Songs, die RCA von Sam Phillips übernommen hatte, dazu noch die Presley- Version von Carl Perkins' "Blue Suede Shoes". Dieser Song erschien auch als Hauptteil einer Maxi-Single, die ebenfalls den phantasievollen Namen Elvis Presley trug und zu der Zeit in die Top Twenty der Single-Charts kam, als die LP auf dem Weg an die Spitze war. Im Juli stand "I Want You, I Need You, I Love You" ganz oben in den Single-Charts, und im August kamen mit "Don't Be Cruel / Hound Dog" die Hitparadenstürmer im Doppelpack - drei Nummer-Eins-Singles innerhalb von sechs Monaten! "Hound Dog", von Leiber und Stoller in einer Viertelstunde geschrieben, war auch noch aus einem anderen Grund ein Meilenstein: es war die erste Presley-Aufnahme mit den Jordanairs, dem Background-Vokalquartett, das danach viele Jahre mit Elvis arbeitete. Die einzige negative Erfahrung der ersten Jahreshälfte war die Debüt-Saison in Las Vegas, wo die Zuschauer älter und anspruchsvoller waren und auf den Anblick und den Sound, den ihre Kinder so toll fanden, nicht ansprachen. Doch die Enttäuschung darüber war schnell vergessen, als Elvis nach Memphis zurückkehrte, wo er seinen Eltern ein Haus für 40.000 Dollar kaufte.

Elvis' Leinwanddebüt war ein Cowboy-Film, der ursprünglich The Reno Brothers hieß, dann aber in Love Me Tender umbenannt wurde, als sich abzeichnete, dass dieses Lied Elvis' nächste Single sein würde.



Für diese neue Single lagen über 800.000 Vorbestellungen vor, und der Film wurde nach seiner New Yorker Erstaufführung natürlich ein Kassenschlager, obwohl es vorher einige Befürchtungen gegeben hatte, wie die Leute auf Elvis' "Tod" im Film reagieren würden. Es gab jedoch keinen Grund zur Sorge. Elvis stieg zum neuen Superstar des Rock'n'Roll auf, und es fiel ihm nicht schwer, Bill Haley von der Spitze zu verdrängen. Durch seinen Erfolg ermutigte er andere junge Rocker, darunter Gene Vincent, Little Richard, Chuck Berry, die Everly Brothers und Buddy Holly. Elvis prahlte jedoch nie mit der Rolle, die er für den Aufstieg anderer spielte. Und auch in bezug auf seinen eigenen Weg zum Ruhm blieb er stets bescheiden, was er sich auch leisten konnte, zumal Tom Parker seinen eigenen Verdienst gebührend herausstellte: "Als ich ihn kennen lernte, hatte er für eine Million Dollar Talent. Jetzt hat er eine Million Dollar".

In der ersten Hälfte des Jahres 1957 entstanden drei weitere Nummer-Eins-Singels, "Too Much", "All Shook Up" und "Teddy Bear", der größte Hit aus Elvis' zweiten Spielfilm, Loving You. Der Film enthielt einige von der Band auf der Bühne gespielte Songs, was ein gewisser Ausgleich war für die überaus dünne Story - ein Problem, das auch später immer wieder auftrat und Elvis' Ruf als Schauspieler schließlich ruinierte.

Das Jahr brachte Elvis vier weitere Nummer-Eins-Hits, die dritte Nummer-Eins-LP (Loving You)



und den Einberufungsbefehl zur US Army. Elvis hatte sich bei einer vorangegangenen ärztlichen Untersuchung als vollkommen fit für den Militärdienst erwiesen und wurde Ende des Jahres darüber informiert, dass er für eine militärische Ausbildung ausgewählt worden war.

Es mag ungewöhnlich erscheinen, dass der größte Popstar der Welt nicht in der Lage war, seinen Einfluss an höherer Stelle geltend zu machen, um nicht im Tarnanzug herumlaufen zu müssen und ein jämmerliches Einkommen zu beziehen - statt der Millionen, die er mit seinen Filmen, Platten und Konzerten verdienen konnte. Er wurde jedoch schließlich überredet, das zu tun, was zu jener Zeit die Pflicht eines jeden jungen Amerikaners war.

Elvis hatte sich freiwillig zum Dienst an seinem Land gemeldet, doch seine Filmfirma Paramound Pictures war natürlich alles andere als begeistert von der Nachricht, dass der aufstrebende Star, in dessen Karriere sie eine Menge Geld investiert hatten für seinen vierten Film, King Creole, nicht zur Verfügung stand - es sei denn, sein Militärdienst würde verschoben. Paramound drängte Elvis, einen Aufschub des Dienstantritts zu erwirken, und tatsächlich wurde dieser um drei Monate hinausgeschoben.



Das führte zu Beschwerden von anderen, deren Anträge nicht genehmigt worden waren. Es war jedoch klar, dass Elvis nicht darauf abzielte, seine Wehrpflicht zu umgehen. Anfang 1958 fuhr er mit dem Zug von Memphis nach Hollywood. Diese Reise war weitaus zeitaufwendiger als ein Flug, doch Tom Parker hatte sie ganz sicher mit dem Ziel geplant, Elvis seinen vielen Fans sichtbarer zu präsentieren. An jedem Bahnhof dieser Strecke versammelten sich die Anhänger, um einen kurzen Blick auf ihr Idol zu erhaschen.

King Creole war ein wesentlich ambitionierterer Film als seine Vorgänger. Er basierte zum Teil auf A Stone For Danny Fisher, einem Roman von Harold Robbins.



Insgesamt war die Reaktion der Kritik auf den Film positiv - eine ziemliche Ausnahme, da die meisten Presley-Filme keine große Kunst darstellten. Noch vor der Filmpremiere Mitte des Jahres gab es die übliche Abfolge neuer Single-Veröffentlichungen, angefangen mit "Don't", einer weiteren Komposition von Leiber und Stoller, die Presleys zehnter Nummer- Eins-Hit in weniger als zwei Jahren wurde. Dem nachfolgenden Song "Wear My Ring Around Your Neck" gelang es allerdings nicht, an die Spitze der US-Single-Charts vorzudringen.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Elvis bereits in einem Trainingscamp der US-Army, wo er sich als Soldat mit der Nummer US53310761 an das Armeeleben gewöhnte.



Elvis war für zwei Monate in Fort Hood in Texas stationiert, danach erhielt er zwei Wochen Urlaub, die er in Memphis verbrachte - bis auf zwei Tage, an denen er im RCA-Studio in Nashville fünf neue Songs produzierte. Das sollte die einzige Aufnahme-Session während seiner Zeit als G.I. bleiben, was RCA und Tom Parker vor das Problem stellte, seine Anhänger während der darauffolgenden anderthalb Jahre bei Laune zu halten.

Unter den King Creole-Songs, war eine potentielle Hit-Single, "Hard Hearded Woman" (mit der Elvis im Juli wieder Nummer Eins wurde), doch danach mußte einer der bei der erwähnten Aufnahme-Session im Juni, die seine letzt in den 50er Jahren war, aufgenommenen Titel folgen. Auf dem LP-Markt wurden die Fans durch die Veröffentlichung von Elvis' Golden Records glücklich gemacht, einer luxuriös aufgemachten Sammlung all seiner größten Hits bis und einschließlich "Jailhouse Rock". Für diese Platte erhielt er zum ersten Mal Platin (für eine Million verkaufter Exemplare). Im gleichen Jahr folgte das Soundtrack-Album von King Creole, das in den USA ebenfalls unter die Top Three kam. Glücklicherweise waren einige Klassiker unter den neuen Songs, die Elvis' erste Studioaufnahmen (im Unterschied zu den Film- Soundtracks) ohne Scotty Moore und Bill Black waren. Während Moore in den 60er Jahren wieder mit Elvis arbeitete, war der Bruch mit Bill Black endgültig. Die letzte Single des Jahres 1958 enthielt eine der neuen Aufnahmen, das wilde "I Got Stung", dazu die Coverversion von "One Night Of Sin", einem 56er Hit des Bluessängers Smiley Lewis aus New Orleans. Nachdem Elvis diesen Song mit dem Originaltext aufgenommen hatte, entschloß man sich, das Ganze etwas abzuschwächen, und der Song wurde unter dem Titel "One Night" neu aufgenommen. Beide Seiten der Single kamen unter die Top Ten, eine beachtliche Leistung, die zuvor nur zwei seiner Singles geschafft hatten: "Don't Be Cruel / Hound Dog" und "Don't / I Beg Of You".



In diesem Sommer waren Gladys und Vernon vorübergehend nach Texas gezogen, um in der Nähe ihres Sohnes zu sein. Das hatte vor allem damit zu tun, dass Gladys ernsthaft krank war und Elvis sich große Sorgen um sie machte. Leider verschlimmerte sich ihr Zustand so, dass zu ihrem Arzt in Memphis zurückkehren mußte. Bald nach ihrer Rückkehr nach Graceland wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert. Elvis erhielt Sonderurlaub, um sie zu besuchen. Ihre Krankheit erwies sich jedoch als unheilbar, und am 14. August 1958 starb sie an Herzversagen. Elvis war verzweifelt: "Ich war das einzige Kind, und Mama war immer in meiner Nähe".

Einen Monat später wurde Elvis nach Deutschland versetzt und ging per auf seine erste (und einzige) Reise nach Europa.



Es ging wahrscheinlich auf eine Idee von Colonel Parker zurück, dass RCA - die natürlich immer auch an Publicity interessiert war - die Pressekonferenz aufzeichnete, die Elvis unmittelbar vor dem Auslaufen der General Randall gab. Die Aufnahme wurde Anfang 1959 als Maxi-Single unter dem Titel "Elvis Sails" herausgebracht. Da diese Platte jedoch keine Musik, sondern nur Elvis' Antworten auf Journalistenfragen enthielt, hatte sie keinerlei Einfluss auf die Hitlisten. Außerdem wurde sie von einer echten neuen Single in den Schatten gestellt, von der wieder A- und B-Seite einzeln in die Top Ten kamen. "A Fool Such As I" war eine energiegeladene Cover-Version eines Country-Hits von Hank Snow aus dem Jahre 1953, während "I Need Your Love Tonight" ein ungestümes Rock'n'Roll-Original war. Beide Songs waren bei jener zweitägigen Aufnahme-Session entstanden, als Elvis Urlaub vom Army-Camp in Texas hatte.

Die Pressekonferenz bot wenig Neues, außer dass Elvis ankündigte, nach seiner Entlassung auf Europa-Tournee gehen zu wollen. Leider wurde daraus nichts. Später verdichteten sich die Gerüchte, dass Tom Parker immer neue Ausreden gefunden hatte, um die Europa-Tour hinauszuzögern, wohl aus Sorge, er würde keine Genehmigung zur Wiedereinreise erhalten, wenn er die USA einmal verlassen hatte. Parkers Befürchtungen lagen offenbar darin begründet, dass er - der Niederländer Andreas van Kuijk - Ende der 20er Jahre ohne Pass in die Vereinigten Staaten illegal eingereist war.

Die andere Neuigkeit der Pressekonferenz war die Mitteilung, dass Vernon Presley und Elvis' Großmutter nach Deutschland ziehen würden, um ihrem Goldstück nahe zu sein.



Wenn Parker wirklich ein illegaler Einwanderer war, dann würde er nicht mit nach Deutschland gehen, und Vernons Nähe würde Elvis davon abhalten, auf Parkers Anwesenheit zu bestehen.

In Deutschland lernte Elvis Priscilla Beaulieu kennen, die vierzehnjährige Tochter eines Majors der US-Luftwaffe.



Trotz des Altersunterschiedes - Elvis war damals vierundzwanzig und der begehrteste Junggeselle der Welt - war er beeindruckt von dem Mädchen, vor allem davon, dass sie sich von seinem Ruhm so wenig blenden ließ. Sie heirateten sieben Jahre später.

Es gab noch einen neuen, unveröffentlichten Song, "A Big Hunk O' Love", der Elvis' letzte Single für neun Monate sein sollte und deshalb unbedingt ein Riesenhit werden mußte. So kam es dann auch: Der Song war Elvis' einzige Nummer Eins 1959. Zwei Alben mit bereits veröffentlichten Stücken wurden herausgebracht, damit die Fans nicht unruhig wurden. A Date With Elvis war eine bunte Mischung aus fünf der frühen Sun-Aufnahmen und Stücken aus den Film-Soundtracks. Diese Platte steht als eines der besten Elvis-Alben, wurde aber nicht so oft verkauft wie For LP Fans Only, die ähnlich zusammengewürfelt war. Ende 1959 erschien dann noch Elvis' Gold Records Volume 2 - 50.000.000 Elvis Fans Can't Be Wrong, auf deren Cover Elvis in einem Goldlamé-Anzug zu sehen war, den ein Showbiz- Schneider aus Hollywood extra für ihn kreiert hatte. Seine Entlassung stand nun kurz bevor, und Elvis hatte seinen Militärdienst unbeschadet überstanden.

Colonel Parker hatte die Militärzeit so geschickt überbrückt, dass Elvis' Karriere kaum an Fahrtwind verlor. Nun machte er sich voller Erleichterung daran, die Rückkehr des Stars gebührend in Szene zu setzen. Das Fernsehen hatte das größte Zuschauerpotential, und Frank Sinatra sollte in Kürze wieder ein TV-Special moderieren.



Sinatra hatte den Rock'n'Roll in einem berühmten Ausspruch zwar "heuchlerisch und falsch" genannt und gemeint, diese Musik würde von "dämlichen Halbstarken gesungen und geschrieben", doch seine vorangegangenes TV-Special hatte zu wenig Zuschauer gehabt, und er brauchte einen großen Star, um der kommenden Sendung ein ähnliches Schicksal zu ersparen. Es stand nur ein Name zur Debatte, und so konnte Parker für Elvis' Auftritt 125.000 Dollar verlangen (die er auch bekam).

Die Show wurde Ende März 1960 aufgezeichnet. Elvis sang beide Titel seiner ersten Single nach der Armeezeit (die er einige Tage zuvor aufgenommen hatte), "Stuck On You" und "Fame And Fortune", daneben trat er im Duett mit "Ol' Blue Eyes" auf: sie sangen ein Medley aus "Wichcraft", einem Sinatra-Hit, und "Love Me Tender", einem seiner eigenen Hits. Zu den Gästen der Show gehörten außerdem Sammy Davis Jr. und Sinatras Tochter Nancy; acht Jahre später spielte sie die weibliche Hauptrolle in Elvis' Film Speedway.



Elvis verbrachte diese acht Jahre eigentlich vorrangig damit, in Spielfilmen mitzuwirken und sein sängerisches Talent zu vernachlässigen. Dabei war Parkers Philosophie in diesem Punkt gar nicht so falsch; er ging davon aus, dass Elvis' Filme weltweit mehr Fans erreichen konnten, und die Filme würden auch dazu beitragen, den Verkauf neuer Schallplatten anzukurbeln, die ja zum Teil auch Titel aus den Filmen enthielten. Parkers Fehler bestand jedoch darin, Elvis zu einem sogenannten "Familien-Entertainer" machen zu wollen, der Zuschauer von sieben bis siebzig begeisterte. Vor der Rock'n'Roll Ära war das eine durchaus erfolgsversprechende Strategie gewesen, doch inzwischen waren die Schallplattenkäufer nicht mehr vorrangig die Gutsituierten mittleren Alters, sondern in schnell zunehmendem Maße junge Leute, die die Werte ihrer Eltern als altmodisch ablehnten.

Nach dem TV-Special bestand Elvis' erste Aufgabe darin, neues Material aufzunehmen. "Stuck On You", das innerhalb eines Monats nach seiner Rückkehr veröffentlicht worden war, stürmte an die Spitze der US-Charts. Während der gleichen Session begann er mit den Aufnahmen für eine neue LP, Elvis Is Back!, die ein Verkaufsschlager wurde.



Diese Platte blieb leider lange Zeit Elvis' letztes Original-Album von Wert - bis er sich nach acht Jahren endlich von der Soundtrack-Tretmühle losriß, in die ihn Parkers falsche Strategie der Konzentration auf den Film gebracht hatte.

Es folgte eine weitere Nummer-Eins-Single, "It's Now Or Never", die auf der klassischen italienischen Ballade "O Sole Mio" basierte. Ende 1960 erlebte der Spielfilm GI Blues seine Premiere. G.I. Blues sollte die Zuschauer daran erinnern, dass Elvis in der US-Armee gedient hatte und enthielt auch in Deutschland aufgenommenes Filmmaterial.

Anfang 1961 gab es eine weitere Nummer Eins "Surrender". Gleichzeitig kam ein weiterer Film in die Kinos Flaming Star.

Die einzigen Lichtblicke dieser Zeit waren die Ende 1961 aufgenommene Single "Little Sister / His Latest Flame", und die im gleichen Jahr entstandene dramatische Ballade "Can't Help Falling In Love" (aus dem Film Blue Hawaii, dessen Soundtrack-Album auf beiden Seiten des Atlantik die Spitzenposition der LP-Charts belegte) und drei annehmbare Singles aus dem Jahr 1962: "Good Luck Charm", She's Not You" und "Return To Sender".

In einigen Presley-Filmen zwischen 1962 und 1969 waren einige richtige Leinwandstars mit von der Partie, so spielten Charles Bronson und Gig Young in Kid Galahad (1962), Ursula Andress in Fun In Acapulco (1963), Ann Margret in Viva Las Vegas (1964), Barbara Stanwyck in Roustabout (1964), Nancy Sinatra in Speedway (1968) und Mary Tylor Moore in Change Of Habit (1969), der letzte Film dieser Epoche.





Der einzige wahre Höhepunkt jener künstlerisch unbefriedigenden Jahre war, dass Elvis 1967 Priscilla Beaulieu heiratete, jenes junge Mädchen, das er in Deutschland kennengelernt hatte. Priscilla war inzwischen einundzwanzig Jahre alt. Sie hatte schon seit 1962 in Graceland gewohnt, und man nimmt allgemein an, dass sie und Elvis schon eher geheiratet hätten, wenn sich Colonel Parker nicht dagegen ausgesprochen hätte.



Als Grund führte er an, dass die Anziehungskraft der Filme leiden könnte, wenn der Star verheiratet gewesen wäre. Doch schließlich war Elvis' Geduld erschöpft. Die Hochzeit fand am 1. Mai 1967 ungefähr drei Uhr morgens statt.

Vielleicht lag es daran, dass Elvis nunmehr verheiratet war und weit mehr Verantwortung verspürte als in seinen unbeschwerten Junggesellentagen, jedenfalls kam er - wenn auch reichlich spät - zu der Erkenntnis, zu der unzählige, während der Zeit Mitte der 60er Jahre abtrünnig gewordenen Fans schon vor ihm gekommen waren: Er mußte wieder öffentlich auftreten. Es mag aber auch noch einen anderen Grund für diese Erkenntnis gegeben haben: trotz der anhaltenden Popularität seiner Filme und des einen oder anderen Plattenerfolgs konnte Elvis das Geld gar nicht so schnell verdienen, wie er es ausgab. Nachdem er für 30.000 Dollar einen Ranch in Walls, einer winzigen Stadt unweit der Grenze zwischen Mississippi und Tennessee, gekauft hatte, zahlte Elvis mehr als 250.000 Dollar, um Wohnmobile für seine Begleitung, einen Hochsicherheitszaun und eine LKW-Flotte anzuschaffen. Nicht einmal eine Woche nach der Hochzeit hatte er auch ein Haus im Wert von 400.000 Dollar in Beverly Hills erworben, zu dem ein Stall mit preisgekrönten Rennpferden gehörte. Dazu kam, dass er über zwanzig Angestellte entlohnen mußte.

Vernon machte sich schließlich solche Sorgen um die Lage, dass er sich Colonel Parker anvertraute. Der erkannte, dass die Karriere seines Schützlings angekurbelt werden mußte und trat sofort in Aktion. Er wählte ein TV-Special aus, das vom Nähmaschinenhersteller Singer gesponsert wurde. Elvis sollte eine halbe Million Dollar für zwei Live-Auftritte in den NBC-Studios in Burbank, Los Angeles, erhalten. Die Firma Singer würde dafür die Exklusivrechte für den Vertrieb einer Elvis-LP bekommen - vielleicht wurde die Platte auch nur als kostenlose Beigabe zu jedem Kauf ab einem bestimmten Wert verwendet.

Vor alledem wurde Elvis am 1. Februar 1968 Vater, auf den Tag genau neun Monate nach seiner Hochzeit. Elvis hatte zwar viele Vaterschaftsklagen am Hals, doch Lisa- Marie gilt als das einzige Kind, das anerkanntermaßen vom King abstammt.

Möglicherweise inspiriert durch die Vaterschaft lieferte Elvis in dem einstündigen TV-Special eine tolle Vorstellung ab. Die Sendung wurde im Juni 1968 aufgezeichnet und zu Weihnachten ausgestrahlt. In einer Sequenz wurde er von einer kleinen Band begleitet, zu der auch Scotty Moore und D.J. Fontana gehörten.



Die Show war keinesfalls hochkarätig von Anfang bis Ende, doch gut genug, um viele enttäuschte Fans zurückzuerobern. Die in der Folge veröffentlichte LP Elvis - NBC-TV Special (sein erstes offizielles Live-Album) war die erste innerhalb von drei Jahren, die wieder unter die Top Ten in Amerika kam. Viele Kommentatoren waren der Auffassung, dass der Hauptgrund für den künstlerischen Erfolg des TV-Specials wohl darin zu sehen war, dass Parker nicht das Sagen hatte. Der Regisseur der Show, Steve Binder, hatte Elvis' Vertrauen gewonnen, als er ihm sagte, er sei zwar einer der berühmtesten Männer der Welt, könne aber in den Straßen von Hollywood herumlaufen, ohne dass dies für Wirbel sorgen würde. Elvis, der seit über zehn Jahren daran gewöhnt war, wo er ging und stand von hysterischen Fans umgeben zu sein, wollte das nicht wahrhaben, doch Binder forderte ihn auf, den Sunset Boulevard entlangzugehen: zu Elvis' Überraschung stellte sich heraus, dass Binder vollkommen Recht hatte. Stars auf dem Sunset Strip waren sicher kein alltäglicher, aber doch nicht seltener Anblick. Dazu kam, dass der Strip 1968 der aufregendste Ort der Welt war; gegen Leute wie Jim Morrison, Jimi Hendrix und andere Hippie-Idole war Elvis eine glatte Lachnummer. Das TV-Special war ein Riesenerfolg, und sowohl die Establishment- als auch die Underground-Medien waren des Lobes voll; das Eye-Magazin war der Ansicht, dass Elvis' Körpersprache sicher dafür gesorgt hatte, "Jim Morrison gelb vor Neid werden zu lassen". Ein Lichtblick des Jahres 1969 waren Elvis' Aufnahme-Sessions in Memphis statt in Nashville und die Tatsache, dass er dabei mit ortsansässigen Studiomusikern und einem neuen Produzenten, "Chips" Moman, zusammenarbeitete. Der erste Hit der Memphis- Sessions war "In The Ghetto", seine erste Single seit 1965, die unter die Top Three kam. Es folgte das Album From Elvis In Memphis, für das er wieder einmal Gold bekam, war in den vorangegangenen fünf Jahren Seltenheitswert gehabt hatte.



Dann kam "Suspicious Minds", eine würdige Nummer Eins - und die erste seit 1962, als "Good Luck Charm" an der Spitze der Charts gestanden hatte. Ende 1969 wurde dann noch "Don't Cry Daddy" veröffentlicht, die dritte Single innerhalb von sechs Monaten, die es in die US-Top Ten schaffte.

Am Ende des Jahres erschien auch noch ein weiteres Gold-Album, doch dies war eher eine durchwachsene Doppel-LP, deren erster Teil unter dem Titel From Memphis To Vegas stand und Live-Aufnahmen enthielt, die im August im International Hotel in Las Vegas entstanden waren. Der zweite Teil, From Vegas To Memphis, beinhaltete stärkere Stücke, die währen der Session in Memphis aufgenommen worden waren. Tom Parker beschloß, dass der nächste Schritt darin bestehen mußte, Elvis wieder zurück auf die Bühne zu bringen. dafür bot sich ein Ort geradezu an: Las Vegas, wo die reichsten der reichen Amerikaner Ferien machten und sich von den größten Stars der Welt unterhalten ließen. Las Vegas hatte aber auch noch weitere Vorteile - die Künstler wurden für eine ganze Saison engagiert, dadurch entfiel der Reisestreß, und die Gagen, die sie bekamen, waren astronomisch hoch. Parker verhandelte fieberhaft, um den besten Deal zu machen, und Elvis wurde für eine Saison im Hilton verpflichtet.



Da er keine Lust hatte, wieder unter solch chaotischen Bedingungen zu arbeiten wie vor seiner Armeezeit, stellte Elvis vor seiner Rückkehr zur Live-Arbeit eine Begleitband zusammen. Elvis und seine neue Band debütierten Ende Juli 1969, und der große Erfolg der einmonatigen Saison führte zu einem erneuten Engagement Anfang 1970. Dabei entstand auch eine Live-LP, die vorrangig neues und gutes Material enthielt, darunter "Polk Salad Annie" von Tony Joe White, den Creedence-Clearwater- Revival-Hit "Proud Mary" und "Walk A Mile In My Shoes" von Joe South. Für diese Platte, die den Namen On Stage - February 1970 trug, erhielt Elvis wiederum Gold, das schaffte er auch mit seinem sechsten Chart-Album des Jahres, Elvis - Tat's The Way It Is.



Das war der Soundtrack zu einer Fernsehdokumentation, die während der Vorbereitung auf eine dritte Las Vegas-Saison gedreht worden war und auch Höhepunkte seiner Bühnenauftritte enthielt. Parker hatte die Situation wieder voll im Griff - immer wenn ein Gast des Hilton etwas beim Zimmerservice bestellte, bekam er auch einen Katalog der gerade im Handel erhältlichen Elvis-Platten. Als die Saison anfing, war der Katalog um eine weitere Top Ten-Single reicher geworden: "The Wonder Of You" war die 37. Presley-Single, die in den Hitlisten so weit nach vorn kam. Parker schien Presleys Karriere, die schon Anzeichen eines Niedergangs gezeigt hatte, wieder zurück in die Spur gebracht zu haben. Elvis' Rückkehr zu Live-Auftritten führte jedoch sofort zu einer riesigen Nachfrage außerhalb Nordamerikas, vor allem in Europa. Damit stand der Colonel vor dem gleichen Problem wie zuvor schon einmal, und statt als illegaler Einwanderer ein Risiko einzugehen, entwickelte Parker die Strategie, die Veranstalter im Ausland dadurch abzuschrecken, dass er völlig überhöhte Summen (die Rede war von Millionen von Dollar) allein dafür verlangte, dass er sich die Sache durch den Kopf gehen ließ. Einmal sagte er einem europäischen Konzertveranstalter: "Für mich ist das o.k., aber wieviel werden sie Elvis zahlen?" Letztlich war dieses Gebaren der Hauptgrund dafür, dass die Millionen Presley- Fans in Europa ihr Idol nie live auf der Bühne sehen konnten.

Es steht außer Zweifel, dass 1970 für Elvis das beste innerhalb von fast zehn Jahren gewesen war, doch die Rückkehr auf die Live-Bühne hatte auch eine Kehrseite, die letztlich dazu führte, dass aus dem athletischen jungen Mann ein übergewichtiger Tabletten Freak wurde. Die stressigen Auftritte bis spät in die Nacht hinein, die nur tagsüber Zeit zum Schlafen ließen, resultierten in einem unnatürlichen Lebensrhythmus, der die Einnahme von Schlaftabletten regelrecht erzwang. Jerry Schilling, einer von Presleys Begleitern, sagte dazu: "Wir machten die Nächte durch, schliefen am Tag". Niemand konnte das schlimme Ende ahnen, als die erste LP des Jahres 1971, Elvis Country ("I'm 10,000 Years Old") begeistert aufgenommen wurde. Ansonsten war das Jahr musikalisch eine totale Pleite.

Die Fans waren begeistert, dass ihr Idol wieder greifbarer war als in den zehn Jahren zuvor, doch die Kritiker sahen das Ganze wesentlich objektiver.



Schon 1971 kritisierte z.B. der Hollywood Reporter: "Elvis Presleys Show im Hilton in Las Vegas ist schlampig, unter Zeitdruck geprobt, unausgeglichen, grauenvoll beleuchtet, schlecht ausgesteuert, gelegentlich monoton, oft albern und unprofessionell koordiniert". Die Abschirmung des Sängers hinter dem Schutzschild der Memphis-Mafia sorgte ganz sicher dafür, dass solche ehrlichen Meinungen nicht durchdrangen. Elvis' Begleiter hatten offenbar Angst, dass die Überbringer schlechter Nachrichten sich schnell als Arbeitslose wiederfinden könnten.

Das darauffolgende Jahr, 1972, war vor allem dadurch interessant, dass Priscilla Elvis verließ, weil sie es satt hatte, dass er sich überhaupt nicht wie ein Ehemann verhielt. Er war kaum zu Hause, was zum Teil seinen Verpflichtungen als Sänger zuzuschreiben war, zu Teil aber auch den Zechtouren mit seinen "Freunden", die für ihn arbeiteten. Priscilla durfte Elvis nie begleiten, wenn er unterwegs war - Anfang der 70er Jahre hatte er auch einige Live-Termine zwischen den Vegas-Engagements, doch auch hier durfte Priscilla nur bei der Premiere dabei sein. Sie verliebte sich schließlich in ihren Karatelehrer Mike Stone, der in Kalifornien eine Kampfschule betrieb. Elvis war entsetzt: es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass seine Frau ihn verlassen könnte, doch ab Februar 1972 lebte das Paar offiziell getrennt, und sechs Monate später begann das Scheidungsverfahren.

Beruflich folgte für Elvis mit seiner Tour durch die Südstaaten der USA ein weiteres bedeutendes Ereignis, das für einen Dokumentarfilm mit dem einfallsreichen Titel Elvis On Tour gefilmt werden sollte, und zwar von dem selben Team, das zuvor den hochgelobten Film Mad Dog and Englishmen gedreht hatte, in dessen Mittelpunkt eine Tournee von Joe Cocker im Jahre 1970 stand. Der Film beinhaltete auch Material aus den klassischen Fernsehshows, die aus der Zeit vor Elvis' Militärdienst stammen, dazu Ausschnitte aus einigen Elvis-Filmen.



Zur Abwechslung gab es einmal kein Soundtrack-Album, doch der Film zeigte den Fans außerhalb der USA, dass Elvis "Also Sprach Zarathustra" dazu verwendete, seinen Auftritt anzukündigen. Die Filmemacher konnten kaum begreifen, welches Chaos dadurch jeden Abend ausgelöst wurde: explodierende Glühlampen, schreiende Frauen, allgemeiner Aufruhr. Parker schreckte es nicht, dass die Tour kein Live-Album erbrachte: er sorgte dafür, dass ein anderes Konzert, das Teil eines Engagements für drei Abende im New Yorker Madison Square Garden war, mitgeschnitten wurde.



Diesmal waren die Kritiker positiv, so wurde er in Variety als "eine im höchsten Grade aufpolierte, perfekt getimte, auf spektakuläre Weise erfolgreiche Showbusiness-Maschine" bezeichnet.

Dafür, dass das Jahr für den Privatmann so katastrophal begonnen hatte, verlief es für den Künstler recht erfolgreich, denn es gab einige erfolgreiche Singles. Mickey Newburys "American Trilogy" wurde zwar kein großer Hit, doch Elvis baute es als festen Bestandteil in seine Live-Show ein. "Burning Love", ein toller Titel des Coutry-Songwriters Dennis Linde, war der Top-Three-Hit, den Elvis zu seinen Lebzeiten in den USA landen konnte. Elvis As Recorded At Madison Square Garden bekam Platin, was Presley-Alben zunehmend seltener schafften, und das ganze Projekt war ein Riesenerfolg. Das gleiche traf auf Aloha from Hawaii via Satellite zu. Auch daraus resultierte eine Live-LP, seine sechste, seit 1968, doch die erste, die ihn seit 1964 wieder an die Spitze der amerikanischen Album-Charts katapultierte. Bereits im Sommer 1972 wurde bekannt, dass in den nächsten Monaten eine Elvis-Konzert aus Honolulu auf Hawaii weltweit live über Satellit gesendet werden sollte. Das tatsächliche Ausstrahlungsdatum war dann der 14. Januar 1973. Live wurde nur in Asien übertragen. Hier gab es die höchsten Einschaltquoten, die in manchen Ländern bei über 90% lagen. In den folgenden Wochen wurde die Show, "Aloha From Hawaii" auch in über 30 europäische Ländern und in den USA gezeigt. Über eine Milliarde Menschen erlebten dieses eineinhalbstündige Konzert am Bildschirm !!



1973 produzierte Elvis lediglich zwei Hit- Singles, so wenig wie nie seit 1965. Nachdem in Oktober 1973 seine Scheidung rechtskräftig wurde, ging es mit Elvis schnell bergab. Als Priscilla noch regelmäßig in Kontakt mit ihm war, hatte sie ihn ständig ermahnt, seinen Lebensstil zu ändern.



Nun, da sie aus seinem Leben verschwunden war und ihm keine gelegentlichen Schuldgefühle mehr verursachen konnte, machte Elvis nur noch was ihm passte. Kein Mitglied der Memphis-Mafia wagte es, seinem Arbeitgeber und Freund zu wiedersprechen. Einige von ihnen behaupteten später, sie hätten alles getan, was er verlangte, weil sie ihn für so etwas wie allwissend hielten.

1974 war ein schlechtes Jahr, das zwar ein weiteres einigermaßen erfolgreiches Live- Album brachte, diesmal mit Aufnahmen aus Memphis, allerdings auch die weitaus schlechteste jemals von Elvis herausgebrachte LP.



Sie enthielt keine Musik, sondern Ansagen und Sprechpassagen, die auf den zahlreichen Live-Alben zwischen den Songs vorkamen. (Having Fun With Elvis On Stage). Der einzige Lichtblick in jenem unglücklichsten Jahr war die Cover-Version von Chuck Berrys "Promised Land", die als Single herauskam und in Großbritannien die Top Ten erreichte.

Das Jahr 1976 stellte sich als noch größeres Fiasko als das vorangegangene heraus. Elvis wurde immer dicker, was zu vielerlei gesundheitlichen Problemen führte. Er hatte u.a. geschwollene Beine, ein vergrößertes Herz und kämpfte mit anderen Folgen des Übergewichts. Die ganze Situation spitzte sich immer mehr zu. Elvis' Plattenfirma wurde bewusst, wie unwahrscheinlich es war, den Sänger zu Aufnahmen in die RCA-Studios in Nashville oder Los Angeles zu bewegen. Also schafften sie im Februar 1976 die Aufnahmetechnik nach Graceland. Was dabei herauskam war durchaus zufriedenstellend, wenn auch nichts Außergewöhnliches. Die LP



From Elvis Presley Boulevard, Memphis, Tennessee kam jedoch noch nicht einmal unter die Top Forty der US-Album-Charts. 1976 erschienen in den USA nur zwei Singles, von denen die zweite, "Moody Blue"



1977 in Großbritannien in die Top Ten kam. Dieser Song gab auch der letzten zu Elvis Presleys Lebzeiten veröffentlichten LP den Namen.



Die Platte erschien fast gleichzeitig mit dem Buch Elvis: What Happened?, das die drei früheren Mitglieder der Memphis-Mafia Red West, dessen Cousin Sonny und Dave Hebler gemeinsam mit dem Journalisten Steve Dunleavy geschrieben hatten. Die drei waren von Vernon Presley gefeuert worden, da sie durch brutales Verhalten in der Öffentlichkeit aufgefallen waren. Red und Sonny West, die seit ihrer gemeinsamen Schulzeit mit Elvis befreundet gewesen waren, traf das besonders hart, und in ihrem Enthüllungsbuch berichteten sie, wie Elvis sich nach der Scheidung gehen ließ. Kurz vor der Veröffentlichung wurde ein Exemplar nach Graceland geschickt. Es gilt als sicher, dass Elvis Teile davon gelesen hat (und das Buch als Verrat durch langjährige Freunde empfand), doch alle Versuche, die Publikation zu stoppen, blieben erfolglos.



Nach einem Konzert in Indianapolis am 26. Juni kehrte Elvis nach Graceland zurück um dort einige Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Lisa-Marie, die damals acht Jahre alt war, sollte nach Graceland kommen und länger nur bei ihrem Vater wohnen als je zuvor. Am 16. August ging Elvis um sechs Uhr früh zu Bett. Um zwei Uhr Nachmittags wachte seine damalige Lebensgefährtin Ginger und stellte fest, dass Elvis nicht im Bett war. Er reagierte nicht auf Rufen, und sie fand ihn schließlich im Badezimmer, wo er mit dem Gesicht nach unten auf den Fußboden lag. Sie schlug sofort Alarm, und Elvis wurde ins Baptist Memorial Hospital in Memphis gebracht, wo er für tot erklärt wurde. Die Nachricht wurde zurückgehalten, bis Vernon Presley informiert werden konnte; dann ging sie wie ein Lauffeuer durch die Welt. Der zuständige Gerichtsmediziner gab eine Pressekonferenz, und von ihm erfuhr die Welt die Ursache für Elvis' Tod: schwere Herzrhythmusstörungen, die zum Herzversagen führten. Er betonte, dass es ein natürlicher Tod gewesen sei und das es keinerlei Anzeichen für Medikamentenmißbrauch gebe. Die Öffentlichkeit regierte bemerkenswert. Tausende von Menschen hielten vor den Toren von Graceland Totenwache, und es schien, als würde Elvis vom amerikanischen Volk genauso betrauert wie Präsident John F. Kennedy im Jahre 1963. In Großbritannien, wo der Tod eines Künstlers die Plattenverkäufe oft unwahrscheinlich in die Höhe treibt, sorgte RCA umgehend dafür, dass die Läden voller Elvis-Singles und - Alben waren, und in den letzten vier Monaten des Jahres 1977 kehrten vierzehn Singles (meist Neuauflagen wie "All Shook Up", "Return To Sender" und "Jailhouse Rock") kurzzeitig in die Charts zurück.



"Way Down" stand sogar fünf Wochen lang auf Platz Eins (Elvis' erster Spitzenplatz seit sieben Jahren), und auch elf Alben tauchten in den Hitlisten auf.

Am Tag nach seinem Tod wurde Elvis' Leichnam in Graceland aufgebahrt.



20.000 Trauernde defilierten an dem offenen Sarg vorbei. Am 18. August wurde Elvis auf dem Forest Hill Cemetery begraben, nachdem in Graceland eine Trauerfeier stattgefunden hatte, für die mehr als 3.000 Blumenspenden eingegangen waren. Vernon, Priscilla und Lisa-Marie saßen in der ersten Reihe, während sich Tom Parker - nur in Hemdsärmeln - im Hintergrund hielt. Er hatte bereits einen Merchandising-Deal ausgehandelt, demzufolge 150.000 Dollar plus Tantiemen vom Verkaufserlös eines jeden Presley-Andenkens zur Hälfte an Parker selbst gehen sollten, die andere Hälfte zu gleichen Teilen an seine Firma, Boxcar, und den Presley Nachlaß. Es muß unterschrieben werden, dass nichts von dem, was Parker während seiner Zeit als Elvis' Manager unternahm, gegen das Gesetz verstieß; aber er war ein unglaublicher Opportunist.



Die Elvis-Industrie ließ sich nicht abschrecken und lief auf Hochtouren. Vielleicht kam ihr eine ausführliche Biographie des New Yorker Autors Albert Goldman zugute, die sich hervorragend verkaufte, von Rock-Kritikern jedoch verrissen wurde. Dieses Buch zerstörte den Mythos Elvis auf eine Art und Weise, die jene, für die der Sänger eine Inspiration gewesen war, inakzeptabel fanden. Der Autor ging auch hart mit den Elvis- Bewunderern ins Gericht. Kritiker wiesen vor allem darauf hin, dass Goldman, der offensichtlich kein großer Fan des Sängers war, in seinem Buch sehr einseitig argumentierte. Ihrer Meinung nach hätte man als Ausgleich für die vielen negativen Statements, die Elvis wie ein Monster erschienen ließen, sein Talent zumindest würdigen würdigen müssen. Für Colonel Parker zählte einzig und allein, dass der Name Elvis Presley wieder in den Schlagzeilen war. Elvis steht immer noch als unerreichter Chart- König da: die meisten Hits, die meisten in den Top Forty, die meisten in den Top Ten, die meisten Nummer-Eins-Hits, die meisten aufeinanderfolgenden Nummer-Eins-Hits und die meisten aufeinanderfolgenden Top-Ten-Hits. Wozu er in der Lage gewesen wäre, wenn er mehr Kontinuität und Konsequenz aufgebracht hätte - das können wir uns nur ausmalen.

© Arthur Davis



Die Grabinschrift

ELVIS AARON PRESLEY
* 08. Januar 1935
+ 16. August 1977



Er war ein kostbares Geschenk Gottes
von uns geschätzt und geliebt.
Sein von Gott gegebenes Talent
hat er mit der Welt geteilt.
Aufrichtig wurde er von vielen geliebt,
die Herzen der Jungen und Alten erobert.
Er fand nicht nur als Künstler Bewunderung,
sondern auch als der große Menschenfreund,
der er war.

Seine Großzügigkeit wurde geachtet,
ebenso die herzlichen Gefühle, die er für seine
Mitmenschen empfand.
Er revolutionierte die Welt der Musik
und erhielt dafür die höchsten Anerkennungen.
Er war eine leibhaftige Legende zu seiner Zeit,
er besaß die Achtung und die Liebe von Millionen.
Gott erkannte, dass er Ruhe brauchte,
und rief ihn zu sich.
Wir vermissen Dich, unseren Sohn und Vater.
Ich danke Gott, dass er uns Dich
als Sohn gegeben hat.

(Vernon Presley)


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